Lehrstuhl für Tierernährung und Diätetik
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Seltene Erden (REE: Rare Earth Elements)

Nicht nur seit dem Verbot der antibiotischen Leistungsförderer in der EU hat das Interesse an der Entwicklung alternativer Methoden und Substanzen, die die Produktivität von Nutztieren verbesseren können stark zugenommen. Neben allgemeinen Maßnahmen zur Optimierung der Haltungs- und Fütterungstechniken wird der Einsatz verschiedener Stoffgruppen diskutiert und erprobt. Hierzu zählen Prä- und Probiotika, Enzyme, organische Säuren, Aromastoffe, sowie diverse Pflanzenextrakte und Kräuter.

In China werden seit mehreren Jahrzehnten Gemische Seltener Erden in großem Umfang in der Tier- und Pflanzenproduktion zur Ertrags- und Leistungssteigerung eingesetzt. Sie werden dabei in der Pflanzenzucht sowohl dem Dünger zugesetzt, als auch direkt auf Saatgut und Blätter aufgebracht. In der Tiermast werden Seltene Erden in das Mineralfutter eingemischt, oder über das Trinkwasser verabreicht. Zahlreiche Untersuchungen aus China haben dabei über geradezu sensationelle Leistungssteigerungen berichtet.

Als Seltenerdmetalle bezeichnet man eine Gruppe von 17 Übergangsmetallen, die in der dritten Nebengruppe des Periodensystems stehen. Dabei handelt es sich im wesentlichen um die Gruppe der Lanthanoide, welche um die Elemente Scandium und Yttrium erweitert ist. Die Gruppe der Lanthanoide umfasst 14 Elemente, welche im Periodensystem auf das Lanthan folgen und mit diesem eine enge chemische Verwandschaft aufweisen.

In den letzten 6 Jahren wurden in Deutschland und der Schweiz mehrere Fütterungsstudien an unterschiedlichen Tierarten mit Seltenen Erden durchgeführt. Mit diesen Studien sollte überprüft werden, ob die in China beschriebenen leistungssteigernden Effekte auch unter westlichen Haltungs- und Fütterungs¬bedingungen erzielt werden können.

In Fütterungsstudien mit Schweinen, Geflügel  und Ratten  konnte gezeigt werden, dass Seltene Erden auch unter optimierten Haltungs- und Fütterungsbedingungen sowohl die Gewichtszunahme als auch die Futterverwertung positiv beeinflussen.

Es gibt jedoch auch Studien, in denen bei der Gabe von Seltenen Erden keine leistungssteigernden Effekte beobachtet werden konnten.

Der genaue Wirkungsmechanismus der Leistungssteigerung durch Seltene Erden ist dabei jedoch noch unklar. Es können dabei mehrere Wirkmechanismen diskutiert werden: Zum einen könnten Seltene Erden über eine lokale Wirkung im Gastro-Intestinaltrakt zu den ergotropen Effekten führen, zum anderen über eine Beeinflussung des Intermediärstoffwechsels. Denkbar wären ebenso die Beeinflussung von spezifischen Zellfunktionen durch Seltene Erden, wie auch eine immunstimulierende Wirkung, die in in-vitro-Versuchen beobachtet wurde. Desweiteren muss auch die Möglichkeit in Betracht gezogen werden, dass Seltene Erden teilweise die Eigenschaften von Spurenelementen aufweisen könnten.

Ansprechpartner: Prof. Dr. Walter Rambeck, Dr. Sylvia von Rosenberg